Old Fleas – The Vintage Market #5 und ein Stück Berliner Geschichte
Old Fleas – The Vintage Market #5 und ein Stück Berliner Geschichte
Am vergangenen Wochenende war ich auf dem Old Fleas- The Vintage Market im Ballhaus Berlin. Es war wirklich sehenswert!
Das Ballhaus an der Chausseestraße in Mitte ist ein Tanzlokal mit sehr langer Tradition. In dem weitgehend vom Krieg verschonten Hinterhaus, dass 1905 erbaut wurde und auch die DDR überlebt hat, wurde der Ballsaal mit Galerie schon seit jeher für Vergügungen genutzt. Aus einem Bürgerlokal mit großem Kaffeegarten wurden 1911 „Schwantkes Festsäle“, später dann der “ Chaussee-Palast und heute eine Location für Soul&Funk-Dance-Nights, Burlesque-Abenteuer und Tangonächte. Ich war sehr gespannt, wie so ein Ballhaus von innen aussieht. Man hat da ja doch immer irgendwelche Vorstellungen im Kopf. Wow! Was für ein Interieur und was für eine Atmosphäre, ein absolut nostalgisches Ambiente. Ich kam mir vor wie auf einer Zeitreise. Sattes Rot, reichlich Gold, gedämpfte Beleuchtung, Stuck an den Wänden, Spiegel, eine nostalgische Wendeltreppe zur Galerie, Kugelleuchten mit den Tischnummern und die dazugehörenden alten Telefone aus längst vergangenen Jahren. Irre! Das Ballhaus Berlin ist der einzige Tanzpalast, der noch aus dieser Zeit in der Chausseestraße erhalten geblieben ist, denn früher war diese Straße wohl eine wirkliche Vergnügungsmeile.
In diesem nostalgischen Rahmen wurden die Vintage – Klamotten und Accessoires angeboten. Viele Stände waren es nicht, schon der Räumlichkeiten wegen, aber das was sie angeboten hatten war teils wirklich sehenswert und passte absolut in die Location. Es gab Hüte in allen erdenklichen Ausführungen, mit Federschmuck, Bändern und Stickereien, genauso bei den Handtaschen. Mit Perlen, aus Brokatstoff, in gold, silber und schwarz, klassische Taschen in der Kelly Bag- Form und bei der Garderobe waren sehr viel Kleider zu bewundern. Ob nun als Tageskleid zutragen oder eben für gesellschaftlich besondere Anlässe, wie zum Beispiel für einen Ball. Große und kleine „Roben“ mit Fransen a la Charlston, reich bestickte pompöse Stücke und auch schlichte Tageskleider aus Tweed oder mit Karomuster und Blumendruck.
Beim Schmuck konnte ich mich auch kaum sattsehen, reichliches Geschmeide mit Perlen und vielen Edelsteinen in Gold und Silber. Es war wirklich eine kleine Zeitreise durch die Modewelt der 1920iger bis in die 70iger Jahre in einem dafür mehr als passendem Ambiente.
Gekauft habe ich mir allerdings nichts, obwohl mir zwei Stücke besonders gut gefielen. Es war eine kurze schwarze Kostümjacke mit weißem Nerzkragen und ein Kimonomantel, bodenlang mit extrem überlangen und weiten Ärmeln in einem Goldgrün mit floralem Print. Ein Traum von Mantel, ehrlich. Nur nüchtern gesehen, wann ziehe ich so ein Teil schon mal an? Sicherlich nicht in der Schule und auch bestimmt nicht zum Einkaufen. Dazu wäre er nicht nur viel zu schade, sondern auch absolut unpraktisch und overdressed. Ich übertreibe ja gerne mal bei meinen Outfits, aber solch ein Wahnsinnsteilchen würde alles sprengen, smile…
Der nächste Old Fleas Market findet übrigens im November statt.