Auszeit für Body, Soul & Mind
Auszeit für Body, Soul & Mind
Im Spätsommer war ich zur Reha an der Ostsee, um etwas für mich und meine Gesundheit zu tun. Etwas über ein halbes Jahr habe ich auf diesen Termin gewartet, denn er war auch bitter nötig.
Gesundheit ist ein hohes Gut heißt es ja immer wieder. Ja man sollte auf sich Acht geben, auf seinen Körper und vor allem auch auf Seele und Geist hören. Seit dem vergangenen Winter klappte das bei mir nicht mehr so gut. Seit ich trotz Impfung zum 3. Mal Corona bekommen hatte – hatte ich noch mehr Schwierigkeiten mit meinem Leistungsvermögen, ich war ständig kaputt und müde. War immer schon nach kurzer Zeit erschöpft, ob im Job oder auch zuhause, wo ich es bei der Hausarbeit am stärksten bemerkt hatte. Dazu kamen noch häufig Kurzatmigkeit, Husten, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme sowie meine schwächelnden Muskeln, was mir öfter beim Treppensteigen aufgefallen war.
Mein Doc sprach von „Fatigue“.
Als Fatigue bezeichnet man eine starke, anhaltende Schwäche und schnelle Erschöpfung. Also eine Langzeitfolge von Covid. Die Beschwerden bei Long COVID können sehr verschieden und unterschiedlich stark sein. Deshalb sind auch die möglichen Behandlungen sehr unterschiedlich.
Zusätzlich hatte mich der Stress im Job sehr stark belastet, obwohl ich das eigentlich ungerne zugegeben habe. Aber es waren so viele Details, die mich einfach auf die Palme gebracht hatten und ich auch keinen konkreten Ausweg aus den Situationen sah. Mein Rücken zickte auch schon länger und trug nicht gerade zum Wohlbefinden bei.
All diese Diagnosen sprachen dafür, dass ich unbedingt mal komplett raus sollte. Also nicht nur einen normalen Urlaub brauchte, sondern eine echte Auszeit von Allem.
Also wurde mir geraten eine Kur, eine Reha bei der Deutschen Rentenversicherung zu beantragen, was ich dann auch umgesetzt hatte. Nach einem doch recht großem Papieraufwand stand fest, dass ich das „GO“ hatte und habe mir die Küste gewünscht.
Meer zu sehen, am Meer zu sein tut mir einfach gut. In den Bergen oder auf dem „platten Land“ würde ich mich nicht so wohlfühlen. So kam ich dann an die Ostsee. Den Ort kannte ich vorher nicht und von der Klinik hatte ich auch noch nie was gehört. Ich war also sehr gespannt. Überhaupt darauf, was mich auch an ärztlicher Unterstützung erwartete.
Gleich am Anreisetag waren die ersten Untersuchungen und Gespräche. Danach bekam ich den sogenannten Therapieplan, der täglich wechselnde Termine hatte. Es standen Gespräche, Kurse und Workshops zu den Themen: Berufliche Stressbewältigung, Achtsamkeit und Selbstfürsorge, Konzentrationstraining und Rauchfrei werden, aber auch Atemtherapie, Autogenes Training, Schwimmen, Aquagymnastik, Ergometer-Training, Rückentraining, Ausdauertraining, Lungensport, Nordic Walking und die Muckibude auf dem Plan.
In der ersten Woche waren es so viele Anwendungen und Gespräche, da kam teilweise gleich wieder Druck und das Stressgefühl auf. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Stress habe ich zuhause genug gehabt und bin zum zuständigen Arzt, um den Plan abändern zu lassen. Zum Glück hat er es auch verstanden und wir haben gemeinsam für mich nicht nötige Termine herausgenommen. Ich wollte, wenn ich schon an der Küste bin, auch am Meer sein, wollte die Seele wirklich baumeln lassen und mich nicht mit Themen wie u.a. dem Sozialrecht oder dem Schwerbehindertengesetz beschäftigen. Solche Angebote sind in meinem Job Fortbildungen und der Job war jetzt weit weg.
Endlich Zeit für Meer!
Ich habe mir jeden Tag eine Meerzeit gegönnt. Sobald meine Therapieeinheiten durch waren, bin ich zum Strand. Das Wetter hatte zum Glück nach 3 Tagen ein Einsehen mit mir und es gab herrlichen Sonnenschein. An einigen Tagen habe ich mir einen Strandkorb gemietet und war bis in den späten Abend am Wasser. Meine Schwimmeinheiten habe ich vom Hallenbad der Klinik in die Ostsee verlegt, obwohl die Wassertemperaturen ziemlich unterschiedlich und erst gewöhnungsbedürftig waren.
Es tat mir verdammt gut, meine „freie Zeit“ mit Blick aufs Wasser oder im Wasser zu verbringen. Ich merkte, wie der Stress langsam weniger wurde und ich die Zeit tatsächlich genießen konnte.
Natürlich konnte ich es auch nicht lassen mit Stativ einige Fotoshootings zu machen. Ich hatte mir ja auch einiges an Klamotten mitgenommen. Sommerliches aber auch die ersten Herbstteile konnte ich wunderbar am Strand aufnehmen.
Einzig die Verpflegung glich für mich einer Katastrophe. Schon allein die Essenszeiten waren äußerst gewöhnungsbedürftig, aber schlimmer war das Essen selbst. Frühstück und Abendessen wurden als Buffett aufgebaut. Wobei man es hätte kaum voneinander unterscheiden können, wenn nicht morgens Marmelade, Müsli und Brötchen dabei gewesen wären. Frischen Obstsalat gab es keinen. Stattdessen für das Müsli Obst aus der Konserve. Aus einem Korb gab es für jeden Patienten 1 Stück Obst pro Tag zum Mitnehmen! (täglich wechselnd je 1 Sorte – mal Pflaume oder Apfelsine, Kiwi, Apfel, Birne oder Banane).
Abends wurden diese „Zutaten“ gegen Brot und einem zusätzlichen Schälchen vorgemischten Salat eingetauscht. Übrigens jeden Abend „Brot mit Stulle“ oder „Stulle mit Brot“ – 3 Wochen lang! Die Auswahl an Käse und Aufschnitt war in meinem Augen ganz schlimm und ziemlich lieblos angerichtet.
Aber das Mittagessen war der Supergau – zumindest für mich. Kartoffeln hart, Gemüse verkocht, Fleisch oder Fisch trocken oder zäh und geschmacklich = Gewürze = Fehlanzeige. Ich habe nach 3 Versuchen das Mittagessen aufgegeben. Zwei Mal habe ich das vegetarische und einmal das „normale“ Angebot genutzt, es wurde einfach nicht besser.
Stattdessen habe ich mir für abends Essen organisiert, wie z.B. mal ein Krabbenbrötchen, eine Pizza, einen Burger oder tolle Käsesorten mit Weintrauben und einem Baguette aus dem Supermarkt. Das dann alles am Strand oder im Strandkorb mit einem Gläschen Wein als mein Abendessen genossen.
Ja, es war eine Reha – Klinik, kein Hotel mit einem Sternerestaurant und Geschmäcker sind verschieden, aber schmackhaftes und ausgewogenes Essen wird man wohl in einer Reha-Klinik erwarten können, oder?
Ansonsten: Das Personal und auch die Ärzte sehr freundlich, die Zimmer relativ groß, teils mit Balkon oder Terrasse, ein wunderschöner weitläufiger Garten und eine phantastische Nähe (1,2km) Entfernung bis zum Stand. Der Ort selbst ist absolut unspektakulär, die Infrastruktur mäßig bis kaum noch vorhanden, da viele Geschäfte und Restaurants aufgegeben sprich geschlossen waren.
An den Wochenenden habe ich deshalb immer kleine Ausflüge unternommen. War in Heiligenhafen, in Laboe und auch in Kiel. Ich brauchte dann doch etwas mehr Flair, schön durch die Stadt zu bummeln und ein chices Restaurant.
Aber das aller wichtigste an der ganzen Reha, was hat sie mir gebracht? Hat sie was genutzt?
Ja! Ich konnte meinen Stresslevel abbauen, habe gelernt, wie ich mit meinem beruflichen Stress vielleicht besser umgehen kann, habe gelernt, dass ich auch mal NEIN sagen sollte. Durch die körperliche Betätigung wie eben das unterschiedliche Sportprogramm, die Achtsamkeits- und Selbstfürsorgekurse und wahrscheinlich die tolle Meeresluft konnte ich meine Dauermüdigkeit und Abgeschlagenheit reduzieren. Aber ganz weg ist sie leider nicht. Mein Rücken hat auch profitiert. Es gab Tage bzw. Abende, da hätte ich spät noch richtig was unternehmen können (ging aber nicht, da um 23.00h Zapfenstreich war und das Haus abgeschlossen wurde) und außerdem gab’s ja auch nix.
Insgesamt geht es mir schon besser als vorher, ich bin ausgeglichener, rege mich nicht mehr so schnell über irgendwelchen Sch… auf, den ich sowieso nicht ändern kann, nur meine Erschöpfung schlägt doch immer wieder mal durch.
Ich hoffe, dass die positiven Ergebnisse noch lange anhalten. Durch das Reha-Nachsorgeprogramm stehe ich auch jetzt noch mit Therapeuten in Kontakt, bekomme einen Plan für meine Sportübungen und kann an Zoommeetings für diverse Online-Kurse teilnehmen.
Fazit: Ich würde eine Reha-Auszeit jederzeit wieder nehmen um mich und meine Gesundheit „fit“ zu halten, um auch den beruflichen Anforderungen standhalten zu können, denn die haben sich in den letzten Wochen schon wieder enorm „vermehrt“.
Es freut mich erstmal für dich, dass dir die Auszeit so gut getan hat und du auch anschließend noch auf weitere Unterstützung zählen kannst. Das ist ja eigentlich fast genauso wichtig. Schade, dass die Verpflegung so war, wie sie war. Aber du hast dir ja gut geholfen und vermutlich wäre das Essen tiptopp, wenn die Reha in Baden-Baden in einem privaten Sanatorium gewesen wäre, wo evtl Victoria Beckham morgens neben dir zum Buffet schlappt :)))
Und tolle Fotos hast du mitgebracht.
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende und sende liebe Grüße aus Frankfurt an die Spree. Sabina
Liebe Sabina,
ganz herzlichen Dank für Dein Feedback. Ja sicher wäre es in Baden-Baden vielleicht etwas anders gelaufen was die Verpflegung angeht, aber dafür hätte ich kein Meer vor der Tür gehabt. 🙂
Ich wünsche Dir eine schöne restliche Weihnachtszeit, genieße die Ruhe über die Feiertage und hoffentlich bis ganz bald.
Viele Grüße
Mo
Es freut mich, dass du die Chance hattest, diese Auszeit zu nehmen und ich hoffe, du kannst noch einiges davon in deinen Alltag mit hinüber retten. Ich habe volles Verständnis dafür, dass du deine Therapie eigenmächtig direkt ans Meer verlegt hast – schließlich musst du auf deinen Körper hören, und wenn es das ist, was dir weiterhilft, dann ist das auch richtig. Die Klinik kann ja nur einen Rahmen für alle bilden. Bezüglich des Essens: es ist wie in den Krankenhäusern, das Budget ist viel zu knapp, und scheinbar kommt in diesem Haus noch die Lieblosigkeit dazu. Ich war schon raus bei dem grauen Thunfisch. hey und der Teller mit dem Abendessen war so richtig Krankenhausklischer hey, das hätte ich genauso gemacht wie du, etwas leckeres besorgen und damit den Sonnenuntergang genießen. Und schöne Fotos übrigens
Liebe Sabine,
vielen lieben Dank für Dein ausgiebiges Feedback. Bisher konnte ich einiges in meinen Alltag retten, wobei es auch manchmal schwer ist. Ja meine eigene „Meertherapie“ war schon super und würde es bestimmt immer wieder so machen. Zum Essen, da hast Du völlig recht, Krankenhaus-Kost auf preiswertem Niveau. Der Thunfisch war echt der „Hit“. Sowas von gruselig, aber andere Patienten schienen sich nicht daran gestört zu haben. Ich könnte mich immer noch schütteln.
Hab einen zauberhaften Tag und liebe Grüße aus Berlin.
Mo
Schade, dass nicht auch das Essen mitgespielt hat. Das Meer hat eine wichtige Rolle gespielt . So eine Auszeit tut einfach gut.
Hoffentlich kannst du einige Erkenntnisse bewahren .
Liebe Steffi,
wäre das Essen besser gewesen, wäre der Aufenthalt noch angenehmer gewesen, aber da ich zum Glück mit dem Auto dort war, konnte ich mich leicht (ohne Öffies) alles Nötige besorgen. Der ÖPNV war nämlich auch nur sporadisch, also nicht so häufig wie man ihn hätte gebrauchen können.
Die Auszeit an sich war wirklich super – vor allem weil es am geliebten Meer war. Das hätte nicht besser laufen können.
Die gewonnenen Erkenntnisse versuche ich immer wieder im Alltag umzusetzen, obwohl es manchmal schon schwer fällt und nicht so einfach in der Praxis ist, wie es sich in der Theorie anhört.
Viele Grüße
Mo
Liebe Mo,
Da hast du das sehr gut alles umgesetzt, Reha und Auszeit und ja das Essen, aber da hast du ja auch eine Lösung gefunden und einen Erfolg konntest du auch mitnehmen und wie du schon sagst, eine Reha ist kein Urlaub in einem tollen Hotel. Und drei Wochen am Meer ist schon schön.
Herzliche Grüße
Martina ❤️❤️
Liebe Martina,
ja auf jeden Fall tat es insgesamt sehr gut mal vom realen Alltag komplett ausgeklinkt zu sein.
Die Verpflegung war natürlich ein leidiges Thema und hat zusätzliche Kosten verursacht, aber unterm Strich wollte ich es mir schließlich gutgehen lassen und mich nicht ständig darüber aufregen. Essen das mir auch schmeckt gehört für mich selbstverständlich zur Auszeit dazu, also musste ich es mir eben selbst organisieren.
Der Erfolg der Reha ist natürlich im normalen Alltag nicht immer leicht zu erhalten, wie ich jetzt schon wieder feststellen konnte, aber ich bemühe mich.
Viele Grüße
Mo