Stille
Stille
Ich komme nach Hause, schließe die Tür auf – und es ist still! Ich will gerade rufen, so wie immer, wenn ich zurück bin. Ich überlege es mir anders und schweige. Ich schweige und Schweigen kommt mir entgegen. Mein Weg führt mich zuerst in die Küche, so wie immer, stelle Einkäufe ab, die Verpackungen rascheln, so wie immer. Niemand hört mich und mein Wuseln in der Küche.
Stille.
Die Tür zum Bad ist angelehnt, so wie immer. Die Tür zum Kleiderzimmer auch. Nur die zum Schlafzimmer steht ganz offen, so wie immer. Ich gehe ins Wohnzimmer, will wieder rufen – aber ich schweige, genauso wie mich meine Wohnung anschweigt.
Diese Stille macht mich fertig!
Sie ist fort – für immer. Ich musste sie gehen lassen. Meine Giulia, meine Fashioncat, meine kleine Fellnase, meine Süße, meine vierbeinige Freundin mit der ich über 15 Jahre zusammengelebt habe. 20 Jahre ist sie alt geworden. Wir haben so viel zusammen durchgestanden und zusammen erlebt. Wir sind zwei Mal umgezogen, haben Freunde gewonnen und uns wieder von ihnen getrennt, haben es uns in unserer „Weiber-WG“ gemütlich gemacht.
Ja, auch Männer kamen mal zu Besuch – ich habe sie ihr „vorgestellt“ und sie wurden von ihr genau begutachtet und bewertet. Wen sie nicht mochte, dem zeigte sie es auch überdeutlich. Meine Katze war für mich mein felliger Ratgeber und sie hatte eigentlich immer recht. Bei einem Mann waren wir uns drei Jahre lang nicht einig, aber sie hatte ihn toleriert. Er kam ja auch nicht so häufig. Andere wurden erst gar nicht akzeptiert.
Aber jetzt habe ich keine kleine Ratgeberin mehr.
Die Partnerwahl ist seit drei Jahren getroffen und sie hat uns den Lieblingsmenschen – meinen Freund, unseren Lebenspartner ausgewählt.
Giulia hat aber so oft auch ihren „Kommentar“ zu meinen Stylebooks gegeben. Wenn ich meine Klamotten für die Bilder arrangiert hatte, kam sie meistens dazu, begutachtete das (vorläufige) Ergebnis und setzte oder legte sich bisweilen mitten auf das Arrangement. Auf einigen Bildern ist sie auch zu sehen gewesen, denn so leicht ließ sie sich auch nicht vertreiben, zB. wenn die Sachen besonders kuschelig waren oder die Schuhe interessant gerochen haben. Nur mit Leckerlies ließ sie sich dann „bestechen“ und ich konnte meine Bilder machen.
Oder auch wenn ich meine Outfits für die Shootings ausgesucht und anprobiert hatte, kamen immer neugierige Blicke und maunzende „Kommentare“. Deswegen war sie ja auch meine Fashioncat. Immer mit dabei, immer mittendrin.
Ihre Art mit Männern umzugehen war schon sehr gewöhnungsbedürftig und ich musste häufig schmunzeln oder später wirklich laut über so manche Situationen lachen.
Am härtesten hatte es vor 15 Jahren gleich den Ersten getroffen. Er wollte bei mir übernachten, sie mochte ihn überhaupt nicht, knurrte ihn an, machte einen großen Bogen um ihn und als sie später sah, dass er in meinem Bett lag, kam sie anstolziert – ganz harmlos, ganz freundlich, balanchierte sich auf seine Beine und pinkelte ihn an!
Ohne ihn eines Blickes weiter zu würdigen ging sie zur Couch und machte es sich gemütlich. Der Typ war im wahrsten Sinne des Wortes echt angepisst, sprang auf, verschwand kurz im Bad, schnappe sich seine Klamotten und verlies uns. Erst war ich schockiert, aber später stellte sich heraus, der Typ war eh nicht der Richtige gewesen. Er bekam keine zweite Chance.
So suchte meine kleine Lady den Partner für mich aus und aus der letzten Männerbekanntschaft ist eine feste Beziehung geworden. Ihn mochte sie vom ersten Tag an, gab sich ganz viel Mühe ihm zu gefallen, war zutraulich und freute sich wenn er kam. Das ist jetzt schon seit drei Jahren so und ich bin wirklich glücklich und Giulia war es auch. Sie hatte die richtige Wahl getroffen. Ein Mann, der uns beide so liebt wie wir sind und der jetzt genauso trauert wie ich. Vielleicht ein klein wenig anders, weil er ja nicht so lange mit ihr zusammen war, aber er tröstet mich wo er kann, war bei mir mir als ich Abschied nehmen musste und hat dafür gesorgt, dass meine geliebte Giulia einen schönen ruhigen Platz in unserer hektischen und lauten Großstadt bekommen hat. Ich kann ich sie dort jederzeit besuchen.
Ich vermisse sie so sehr und diese Stille in meiner Wohnung macht mich verrückt. Keine Begrüßung wenn ich nach Hause komme, kein Maunzen wenn ich hier am Notebook sitze, kein Rumgerenne, kein Betteln am Tisch und kein Wühlen auf dem Klöchen. Stille!
R.I.P.
Du fehlst mir so Giulia!
Liebe Mo,
es tut mir so leid, dass Du Deine kleine Fashion Cat loslassen musstest. Ich habe extra ein paar Tage gewartet bis ich diesen Kommentar schreiben konnte, weil es mich auch so traurig gemacht hatte. Ich kenne das Abschied nehmen von einer Katze auch. Meine Lady ist jetzt schon 2 Jahre im Katzenhimmel, aber es gibt immer wieder Situationen, in denen sie so sehr präsent ist und dann muss ich auch jedesmal wieder weinen.
Ich bin in Gedanken bei Dir und wünsche Dir ganz viel Kraft.
Liebe Grüße,
Mel
Ich wünsche Dir viel Kraft und behalte dein Kätzchen im Herzen.
LG, Jule
Liebe Jule,
ganz lieben Dank für Deine Anteilnahme.
Herzliche Grüße,
Mo
Hallo meine liebe Mo,
musste schon wieder losheulen, als ich deinen Bericht über Giulia gelesen habe. Giulia war echt eine besondere Katze. Ich weiß noch als wir sie dir gebracht haben, vom Tierschutz, sie hatte ein schreckliches Zuhause, bevor sie zu dir kam.
Aber bei dir hatte sie ein wunderschönes Zuhause. Es war immer schön, wenn ich zu dir gekommen bin und sie guckte um die Ecke und schaute, oh die kenne ich dann ist alles gut. Ich werde sie so vermissen, wenn ich das nächste mal zu dir komme. Ich weiß wie traurig du bist, ich musste auch schon so viele Tiere loslassen.
Es tut immer wieder weh. Bin in Gedanken ganz doll bei dir und vermisse Giulia auch so sehr.
Bis bald liebe Mo,
Deine Freundin
Claudia
Liebste Claudia,
ganz ganz lieben Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Ja Giulia war schon etwas ganz besonderes und deshalb tut es auch so verdammt weh. Sie war eigentlich mein Baby und deshalb durfte, konnte und hatte sie alles, was eine Fellnase so haben wollte.
Bis ganz bald meine Liebe, ich freue mich auf Deinen nächsten Besuch.
Mo
Oh, das tut mir sehr leid. Als mein kleiner Kater vor ein paar Jahren starb, war das sehr schrecklich. Er machte alles mit mir. Ob putzen oder Betten beziehen. Er war in meinen Videos und Blogbeiträgen. Er war mein Baby und starb dann sehr qualvoll. Ich habe sehr lange gebraucht, darüber hinwegzukommen. Noch heute stelle ich mir vor, wie er neben mir im Bett sitzt und mir ins Ohr miaunzt. 🙁 behalte die Erinnerungen und nehme dir die Zeit, die du brauchst. Alles gute!
Liebe Sandra,
lieben herzlichen Dank für Deine gefühlvollen Zeilen und Deine Erinnerungen, die ich mit Dir teilen darf. Es tröstet mich sehr. Entschuldige bitte, dass ich auch jetzt erst antworte, aber ich konnte nicht eher, es tut so wahnsinnig weh.
Liebe Grüße,
Mo